Wir danken allen Teilnehmern für den Besuch der Jahrestagung Elektrosicherheit hybrid und allen Referenten für deren ausgezeichneten Vorträge!
Über 200 Elektro-Profis aus Industrie, Gewerbe und Dienstleistung kamen am 29. und 30. November auf der JAHRESTAGUNG ELEKTROSICHERHEIT im H+ Hotel Wiesbaden Niedernhausen persönlich sowie vor den Monitoren zusammen, um neue Informationen und Erkenntnisse für ihre betriebliche Elektrosicherheit zu bekommen und sich auszutauschen. Veranstaltet wurde die Jahrestagung Elektrosicherheit nun zum sechszehnten Mal in Folge von der WEKA Akademie GmbH in Kooperation mit der Fachzeitschrift ep ELEKTROPRAKTIKER (HUSS-MEDIEN GmbH).
Das Konzept einer praxisnahen Fachtagung, der die (verantwortliche) Elektrofachkraft einerseits und andererseits die Technik in den Mittelpunkt rückt, ging wieder einmal auf. Im Fokus der Tagung standen wie gewohnt viele aktuelle und praxisrelevante Themen aus der Welt der Normung und des Rechts, die VEFK in der betrieblichen Praxis, Messsysteme und Prüfverfahren sowie der Elektromobilität. Tagungsleiter Dr. Jörg Schwingel, Diplom-Ingenieur der Elektrotechnik, führte wie immer souverän und kompetent durch das zweitägige Programm.
Zu Beginn beschäftigten sich Dr.-Ing. Peter Jeschke (BAuA) und Jürgen Fritz (ehemals GVEFK bei ERICSSON DTL) mit der Frage „Wann sind elektromagnetische Felder (EMF) gefährlich?“ Für die Beantwortung wurden die nachgewiesenen Wirkungen von EMF, die international angewendeten Schutzkonzepte und die geltenden deutschen Arbeitsschutzregelungen zu EMF als Grundlage für die Gefährdungsbeurteilung vorgestellt und die Veränderungen in der EMFV im Vergleich zur DGUV-V 15 und DGUV-R 103-013 herausgearbeitet. Zur Veranschaulichung brachten beide Referenten Ihr „Special EMF-Kochkurs“ mit und demonstrierten live mit verschiedenen Elektro-Handwerkzeugen wie Bohrer, Akkuschrauber und Induktionskochfeld die EMF-Quellen in einer Betriebsküche und zeigten damit anschaulich, wann und wie Grenzwerte überschritten werden und damit EMF für den Menschen gefährlich werden kann.
Im Anschluss beschäftigte sich Stefan Euler, MEBEDO Akademie und Consulting GmbH, mit der Aktualisierung der Norm DIN VDE 1000-10:2021-06 „Anforderungen an die im Bereich der Elektrotechnik tätigen Person“. Nach rund zwölfeinhalb Jahren liegt seit Juni 2021 eine überarbeitete Version der Norm vor. Stefan Euler erläuterte den Teilnehmenden die Veränderungen im Vergleich zur Vorgängernorm und die Auswirkungen auf die betriebliche Praxis der VEFK. Der „rote Faden“ oder die „große Linie“ der Norm wurden – so Stefan Euler – beibehalten und in guter Form weiter ausdifferenziert und erklärt. Stefan Euler wies eindringlich darauf hin, dass die Akzeptanz und Umsetzung der Anforderungen aus der VDE 1000-10 bei der Unternehmensleitung/Führungskräften jedes einzelnen Unternehmens wichtig ist! Es braucht verantwortliche ElektroFACHKRÄFTE, mit aktuellen Regelwerkskenntnissen und der Fähigkeit Organisations- , Fürsorge- , Auswahl- und Kontrollpflichten eigenständig zu bewerkstelligen.
Nach einer kurzen Pause, in der die Teilnehmenden mit Kaffee und einem kleinen Snack sich über die neuesten Produkte, Projekte und Dienstleistungen der Aussteller informierten, verdeutlichte der langjährig erfahrene Anlagen- und Prüfstandsplaner Rupert Finkenzeller das normgerechte Prüfen von mobilen Stromverteilern, insbesondere im Einsatz auf Baustellen – ein spannendes Thema, da sich viele Mythen um die mobilen Stromverteiler ranken. Er erläuterte mithilfe eines Messversuchsaufbaus, ab wann ein solcher Stromverteiler als mobil bezeichnet werden muss, was dazu gehört, wo sich die verschiedenen Bereiche abgrenzen, wie diese zu prüfen sind und wo die Unterschiede in den jeweiligen Prüfungen sind.
Im Anschluss durften die Teilnehmer, Referenten und Aussteller sich auf einen gemütlichen Abend in einer geselligen Runde im Kupferberg Restaurant in Mainz freuen. Highlight des Abends war der großartige Vortrag DES Experten für Internetkriminalität, Prävention und Neue Medien – Cem Karakaya. Cem Karakaya ist gebürtig aus der Türkei, arbeitet derzeit bei Interpol und leitet dort eine Gruppe von Hackern, die sich damit beschäftigen, Sicherheitslücken auszudecken. Cem Karakaya schaffte es mit seiner humorvollen Art, das ernste Thema Gefahren im Internet aufregend und eindringlich herüberzubringen. Er zeigte auf, wie einfach das Hacken ist, zeigte die menschgemachten Fehler auf, sprach über Cybermobbing und Identitätsdiebstahl. Viele Empfehlungen und Tipps werden uns nachhaltig in Erinnerung bleiben.
Am zweiten Veranstaltungstag startete Burkhard Schulze (DKE – Deutsche Kommission Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik) mit einem Normen-Update 2022. Er informierte die Tagungsteilnehmenden über die aktuellen Neuerungen aus dem Bereich der VDE 0100 und den Sachstand zur Überarbeitung der DIN 18014 – Erdungsanlagen. Weiter gab er relevante Hinweise auf eine zu erwartende Änderung der VDE-AR-N 4100. Weitere Novellen werden im Jahr 2023 erwartet: VDE-AR-N 4110 (März 2023) sowie VDE-AR-N 4120 (Sept 2023).
Im Anschluss stellte sich Christian Janster (EUREGIO Sachverständige GmbH) sprichwörtlich den Herausforderungen der Mobilität von morgen auf der Seite des Kraftfahrzeugs. Angefangen bei den Unternehmerpflichten über die Informationsschriften der DGUV gab er den Elektro-Profis vor Ort und vor den Monitoren einen spannenden Einblick in die Seite „hinter“ die Ladebuchse. Hierbei erläuterte Christian Janster die elektrische Wandlung von dem Gleichstrom der Batterie bis hin zum Dreiphasen-Wechselstrom für den elektrischen Vortrieb von der technischen Seite.
Im Rahmen des ELEKTRO-TALKs hatten alle Teilnehmenden wieder die einzigartige Möglichkeit in einer offenen und konstruktiven Gesprächsrunde untereinander sich über elektrotechnische Fachthemen sowie klassische Problemstellungen aus dem Arbeitsalltag auszutauschen und Lösungsansätze zu diskutieren. Diese Gelegenheit wurde von allen sowohl vor Ort wie auch über den Chat aktiv und im vollen Umfang wahrgenommen. Der ELEKTRO-TALK wurde von Rüdiger Tuzinski, Chefredakteur der Fachzeitschrift ep ELEKTROPRAKTIKER, wieder sehr kompetent moderiert.
Nach der Mittagspause wurden die Rechte und Pflichten der Mitarbeiter und Führungskräfte nach einem Arbeitsunfall aus juristischer Sicht von Prof. Dr. Thomas Wilrich in einer Livezuschaltung beleuchtet. Dabei stellte er die angeborenen Pflichten aller Mitarbeiter als Menschen für ihr Tun den automatischen Pflichten der Führungskräfte für ihren Bereich (Betreiber und Personalverantwortung) gegenüber. Bevor er die Rechte eines Beschuldigten nach einem Arbeitsunfall im Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft darstellte, erläuterte er die Bedeutung der schriftlichen Pflichtenübertragung im Rahmen der Ermittlung der verantwortlichen Führungskraft.
Abgerundet wurde die Veranstaltung durch den praxisnahen Beitrag „Maschinenprüfung – wie mache ich es richtig?“. Hauke Abbas (Phoenix Contact Deutschland GmbH) lud zu einem Exkurs in die Welt der Prüfungen und Messungen ein. Im Rahmen eines aufwendigen Messaufbaus demonstrierte er live die Prüfung von Maschinen nach EN 60204-1/VDE 0113-1) mit zahlreichen Tipps und Empfehlungen für den Praxisalltag.
Die Jahrestagung Elektrosicherheit wurde von einer umfassenden Fachausstellung begleitet mit folgenden Ausstellern: Phoenix Contact Deutschland, BSD Bildungs- und Servicezentrum GmbH, Siemens, Safetytest, Werkzeugfabrik G. Adolf Lemp & Co. GmbH, Techtronics (Milwaukee), ADRESYS Adaptive Regelsysteme Gesellschaft m.b.H., R.O.E. GmbH, WEKA MEDIA GmbH & Co. KG
Programmanforderung und nähere Informationen finden Sie in Kürze unter: www.jahrestagung-elektrosicherheit.de