Wir danken allen Teilnehmern für den Besuch der Jahrestagung Elektrosicherheit hybrid und allen Referenten für deren ausgezeichneten Vorträge!
Über 150 Elektro-Profis aus Industrie, Gewerbe und Dienstleistung kamen am 23. und 24. November auf der JAHRESTAGUNG ELEKTROSICHERHEIT im H+ Hotel Wiesbaden Niedernhausen und vor den Monitoren zusammen, um neue Impulse und Empfehlungen für ihre betriebliche Elektrosicherheit zu bekommen und sich auszutauschen. Veranstaltet wurde die Jahrestagung Elektrosicherheit nun zum fünfzehnten Mal in Folge von der WEKA Akademie GmbH in Kooperation mit der Fachzeitschrift ep ELEKTROPRAKTIKER (HUSS-MEDIEN GmbH).
Das Konzept einer praxisnahen Fachtagung, das die (verantwortliche) Elektrofachkraft einerseits und und die Technik andererseits in den Mittelpunkt rückt, ging wieder einmal auf. Im Fokus der Tagung standen wie gewohnt viele aktuelle und praxisrelevante Themen aus der Welt der Normung und des Rechts, die VEFK in der betrieblichen Praxis, das aktuelle Unfallgeschehen, moderne Schutzmechanismen und Schutzkonzepte, sowie Messsysteme und Prüfverfahren. Tagungsleiter Dr. Jörg Schwingel, Diplom-Ingenieur der Elektrotechnik, führte wie immer souverän und kompetent durch das zweitägige Programm.
Zu Beginn stellte Hans-Peter Steimel (BG ETEM) vor dem Hintergrund des aktuellen Unfallgeschehens die grundsätzlichen Präventionsaufgaben aus Sicht der Unfallverhütungsvorschrift in Verbindung mit der Norm DIN EN 50110-1 (VDE 0105-1) dar. Im Zuge dessen ging er detailliert auf die Neuerungen und deren Sinnhaftigkeit ein (z.B. Systematik zur Bestimmung sicherer Schutzabstände oder die Festlegung, dass ein Multimeter kein Gerät ist, um Spannungsfreiheit festzustellen). Dabei erläuterte Hans-Peter Steimel diesbezüglich auch die Rollen der Verantwortung nach EN 50110-1.
Im Anschluss beschäftigte sich Dr. Michael Dzieia (Leiter ZÜS und Technischer Leiter Ex-Schutz bei Merck KGaA) mit den Neuerungen und Änderungen, die sich für den Ex-Schutz ergeben und zeigte anhand praktischer Beispiele die Möglichkeiten auf, welche sich hieraus für Betreiber und Dienstleister ergeben. So wurde u.a. die Mängelbeseitigung neu formuliert (§7 ÜAnlG). Festgestellte Mängel müssen nun spätestens innerhalb eines Jahres beseitigt werden. Weiter gibt es Zusatzpflichten für „neue“ EX-Anlagen. Sein Fazit: Die Detailkenntnis von Regelwerken schützt vor Rechtsfolgen und ermöglicht Freiheitsgrade mit wirtschaftlichem Nutzen. Eine Teilnehmerstimme: „Das war großes Kino!“
Nach einer kurzen Pause verdeutlichte RA Hartmut Hardt VDI in einer hochinteressanten Keynote kompetent und kurzweilig die Rechtslage bei der Beauftragung von Fremdfirmen, zeigte in diesem Kontext die häufigsten Fallstricke auf und veranschaulichte an diesen praxistaugliche Umsetzungsmöglichkeiten „Wie mache ich es richtig!“. Die Erfüllung rechtlicher Pflichten, die Anforderungen zur Fachkunde oder zum Arbeitnehmerentsendegesetz sind ebenso zu erfüllen wie Koordinationsvorgaben (Aufsichtspflicht!). Daher steht die VEFKs in der Pflicht, alles stets zu durchdenken und Prävention zu betreiben: „Habe ich die Fachkenntnis der relevanten Regeln?“, „Habe ich eine Gefährdungsbeurteilung, hat die Fremdfirma eine GB?“ „Sind Herstellerspezifikationen vorhanden?“, „Wurde die Qualifikationen der Fremdfirmen-Mitarbeiter abgefragt?“, „Wer ist für eine ausreichende Kommunikation verantwortlich?“, „Wer sichert den Arbeitsbereich ab?“. Sein Fazit: Kontrolle kann man nicht delegieren!
Im Anschluss durften die Teilnehmer, Referenten und Aussteller sich auf einen gemütlichen Abend in einer geselligen Runde freuen. Highlight des Abends war die großartige und magische Bühnenshow „Die Macht der Intuition“ von und mit dem promovierten Chemiker, Keynote Speaker und Mentalist Dr. Florian Ilgen.
Am zweiten Veranstaltungstag startete Dr. Jörg Schwingel selbst mit einem Beitrag zum Thema „Die 5 Sicherheitsregeln – Wie sieht die Realität in der Praxis aus?“ Der Fokus seines Vortrages lag nicht in der Vorstellung der „5 Sicherheitsregeln“ selbst, die jede EFK/VEFK kennen sollte, sondern er beschäftigte sich mit der Fragestellung, ob die „5 Sicherheitsregeln“ in der Praxis angewendet und beachtet werden bzw. die Theorie von der Praxis abweicht. Anhand vieler Beispiele aus dem elektrotechnischen Alltag kann zusammengefasst gesagt werden, dass es in der Praxis leider anders ausschaut. Dr. Schwingel versuchte in seinem Vortrag nochmal alle dahingehend zu sensibilisieren, die „5 Sicherheitsregeln“ plus Einschaltung des gesunden Menschenverstands (ist gleich die „0. Sicherheitsregel“) anzuwenden. „Das ist ein Vorgang, der gemacht werden muss!“
Im Anschluss zeigte Mark Fraundorfer in seinem Vortrag „Prüfung von Lichtbogenschweißeinrichtungen – gewusst wie!“ die tatsächlich erforderliche Umsetzung der normativen Vorgaben zur ordnungsgemäßen Prüfung von Lichtbogenschweißeinrichtungen detailliert in der praktischen Umsetzung auf. Die Teilnehmer erfuhren, worauf es bei der ordnungsgemäßen Prüfung von Lichtbogenschweißeinrichtungen ankommt, welche Grundlagen erforderlich sind, welche Abweichungen es gibt und welche Prüfgeräte geeignet sind. Im Rahmen einer „Live-Demonstration“ wurden die in der Praxis auftretenden Problemstellungen aufgezeigt und praxisorientierte Lösungsmöglichkeiten vorgestellt.
Im Rahmen des ELEKTRO-TALKs unter dem Motto „Elektrosicherheit – Fakt oder Fiktion“, hatten die Teilnehmer wieder die einzigartige Möglichkeit in einer offenen und konstruktiven Gesprächsrunde untereinander sich über elektrotechnische Fachthemen sowie klassische Problemstellungen aus dem Arbeitsalltag auszutauschen und Lösungsansätze zu diskutieren. Diese Gelegenheit wurde von den eingeladenen Fachkräften aktiv und im vollen Umfang wahrgenommen. Der ELEKTRO-TALK wurde von Rüdiger Tuzinski, Chefredakteur der Fachzeitschrift ep ELEKTROPRAKTIKER, moderiert.
Nach der Mittagspause lud Thomas Pöttgen (VEFK und Geschäftsführer der PRO-EL GmbH) die Teilnehmer zu einem Exkurs in die Welt der Prüfungen und Messungen ein. Im Rahmen eines aufwendigen Messaufbaus demonstrierte Thomas Pöttgen live anhand von Messtechnik gängiger Messgerätehersteller die Prüfung von PRCD-S, bei der viele Prüfer immer wieder vor einer Herausforderung stehen, und gab den Teilnehmern wertvolle Tipps und Tricks für das Messen an die Hand. Die Teilnehmer konnten direkt Ihre Wünsche zu bestimmten Messungen äußern, die er dann direkt über den Messaufbau in der Demonstration nachbildete. Er erläuterte zum Schluss noch die Änderungen, die sich aus der Trennung der bisherigen VDE 0701-0702 in die Teile VDE 0701 und VDE 0702 nun ergeben.
Abgerundet wurde die Veranstaltung durch den kurzweiligen Beitrag von Stefan Davids (Leitung technischer Vertrieb bei Doepke Schaltgeräte GmbH) zu der Fragestellung, wie RCDs trotz Einsatz von Frequenzumrichtern sicher genutzt werden können. Fehlerstromschutzeinrichtungen des Typs B und B + erfassen sinusförmige Wechsel-, pulsierende Gleichfehlerströme, Fehlerströme mit Mischfrequenzen ungleich 50 Hz und glatte Gleichfehlerströme. Sie werden deshalb als allstromsensitiv bezeichnet. Stefan Davids erläuterte verständlich und praxisnah die Funktionsweise, normative Anforderungen und Einsatzorte von allstromsensitiven Fehlerstromschutzschaltern.
Programmanforderung und nähere Informationen finden Sie in Kürze unter: www.jahrestagung-elektrosicherheit.de